MEV-Logo4 Spurweitenvergleich

TT- Freunde Schweiz

Modelleisenbahnen im Massstab 1:120 (12 mm) mit Schweizer Vorbild

Mitteilungen des Vereins MEV hier

Geschichte von TT

In der Schweiz nach wie vor wenig verbreitet ist die Spurweite TT (von englisch „Table-Top“) mit einem Massstab von 1:120 und einer Spurweite von 12 mm. Sie wird auch, weil zwischen H0 und N liegend, als „Spur der MiTTe“ bezeichnet. Viele Schweizer Modellbahner kennen die Spurweite 12 mm allerdings als Gleis für die Rhätische Meterspur im Massstab 1:87 (Spurweite H0m).
In der schon oft tot geglaubten Spurweite TT hat sich in den letzten Jahren und der jüngsten Vergangenheit auch aus Schweizer Sicht einiges getan. Dazu mehr auch unter Schweizer Modelle in TT. Zunächst aber wollen wir Sie auf einen Streifzug durch die TT- Geschichte mitnehmen, welche bislang reich an Höhen und Tiefen war.


1945 - In den USA begann alles

Mitte der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde in den USA die damals kleinste Modellbahn- Baugrösse (1:120) entwickelt und TT ("Table Top") genannt, weil sie so wenig Platz braucht, dass sie auf einen Tisch passt.

Zu nennen ist hier vorrangig der Hersteller H. P. Products Co aus Hartford City im Bundesstaat Indiana. Die von Hal Joyce gegründete Modelleisenbahnmanufaktur H.P. Products produzierte die erste "Table Top" - TT- Fahrzeugmodelle im Jahr 1945.
Den Katalog von H. P. Products Co von 1948, wie auch viele andere historische und aktuelle Kataloge anderer Hersteller, findet man übrigens auf der Seite https://as.rumia.edu.pl/tt/kat/

H.P. Products

Technischer Leckerbissen: ein Mallett- Fahrwerk einer 2-8-8-2 Dampflok (Achsfolge (1’D)D1’ von H. P. Products Co

H.P. Products

Bausätze waren zu jener Zeit kurz nach dem zweiten Weltkrieg auch in den USA weit verbreitet

H.P. Products

Der Hersteller H. P. Products Co war in den späten 1940er Jahren der grösste TT- Hersteller in den USA.
Bereits 1948 (siehe Katalogbilder oben und unten) hatte man ein respektables Sortiment beisammen.

H.P. Products

Der Katalog von H.P. Products Co aus dem Jahr 1949 zeigt auch ein respektables Dampfloksortiment.


TT - 80 Jahre Höhen und Tiefen

Einige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg und nach dem Pionier H. P. Products Co aus den USA wurden TT- Modellbahnen in Deutschland von ROKAL auf den Markt gebracht.

Auch in der Schweiz gab es mit der WESA- Bahn (13 mm Spurweite) einen Hersteller der eine ähnliche Spurweite vertrat.

Aber WESA wie ROKAL in Deutschland hatten keinen dauerhaften Erfolg. 1968 noch lagen in Deutschland ROKAL - Packungen in den meisten Spielzeug- Geschäften und unter vielen Weihnachtsbäumen.
ROKAL brachte in jenen Jahren sogar eine Ae 6/6 heraus. Und auch in der Schweiz war ROKAL in ca. 50 Fachgeschäften zu jener Zeit präsent.


Bild oben:
Katalogseite aus dem ROKAL- Katalog (1968)

Bild unten:
Faszination Gotthardlok - bereits Mitte der 1960er Jahre gab es die Ae 6/6 in TT von ROKAL als Kantonslok mit Chromschnauz .

Rokal Rokal

Niedergang von ROKAL und die kurze Blüte von Röwa

Rokal 3
ROKAL stellte Mitte der 1960er Jahre zwar einige sehr schöne Modelle her, aber die Zeit arbeitete bereits gegen ROKAL.
Problematisch von Anfang an war der zu geringe Marktanteil.
Aber damit nicht genug: zum einen kamen in den 1960er-Jahren Autorennbahnen auf, zum anderen erblickte in jener Zeit die Spurweite N das Licht der Modellbahnwelt. Als dann die Spurweite N, nicht zuletzt aufgrund der im Vergleich zu ROKAL deutlich besseren Vorbildtreue, immer mehr Marktanteile von ROKAL abnahm, sank der Stern von ROKAL.

Die Wirtschaftskrise von 1967 tat ihr Übriges. ROKAL war zu jener Zeit in vielen Bereichen im Hintertreffen, ob nun bei Detaillierung und Vorbildtreue, Endkundenpreisen oder Marktdurchdringung. Dazu kamen noch hausgemachte Fehler in der Modellpolitik.
Einer der Fehler war, dass die ROKAL- Modelle wie die Ae 6/6 zumindest in der Höhe und Breite nicht dem TT- Massstab 1:120 entsprachen, denn der ROKAL- Standardmotor war schlicht zu gross, so dass die Lok darum herum konstruiert werden musste.
Oder dass bei vielen Modellen die Pufferbohlen in den Kurven ausschwenkten oder an der Seitenwand Befestigungsschrauben sichtbar waren - solche und andere augenfällige Kompromisse wurden in den ausgehenden 1960er Jahren, als es bei H0 bereits in Richtung Superdetaillierung ging, zunehmend weniger akzeptiert. Hinzu kamen höhere Verkaufspreise aufgrund der im Vergleich zu den H0- Platzhirschen kleineren Stückzahlen.

Die TT- Produktion war ein kleiner Nebenzweig des traditionsreichen Armaturen- und Vergaserfabrikanten ROKAL. Als kurz nach dem Tod des Firmengründers das Kerngeschäft der Vergaser- und Armaturenproduktion Ende der 1960er Jahre in wirtschaftliche Probleme geriet, wurde das Werk an einen französischen Hersteller verkauft und die Modellbahn- Produktion eingestellt.

RÖWA versuchte in der Folge unter der Ägide des genialen und 2011 verstorbenen Konstrukteurs Willy Ade die Spurweite TT wieder zu etablieren und begann neue, zeitgemässe Modelle zu entwickeln.

Roewa 1 Der aufstrebende schwäbische Modellbahn- Hersteller RÖWA aus Unterensingen am Neckar kaufte alle Formen, wobei der Kauf mittels einer Kapitalbeteiligung an RÖWA bewerkstelligt wurde. Ein zweiachsiger Containertragwagen schaffte es seinerzeit sogar bis zur Serienproduktion.

Ebenfalls entwickelt wurden Dieselloks der damals weit verbreiteten Baureihen V100 und V160, welche es aber beide nicht mehr bis zur Serienreife schafften. Denn als ROKAL Anfang der 1970er Jahre in Konkurs ging, kam es bedingt durch die Kapitalverflechtung zum Anschlusskonkurs bei RÖWA.

Die Formen aus der Konkursmasse von RÖWA wanderten zu Roco, wo sie anscheinend sehr schnell in der Schrottpresse landeten.
Da es keinen Zweithersteller gab, stand TT im Westen Deutschlands vor dem Aus. Allerdings landete nicht alles im Schrott.
Und damit sind auch die damals kursierenden und bis heute immer wieder ausgegrabenen Verschwörungstheorien widerlegt, dass in einer konzertierten Aktion die Formen von einer "H0- Verschwörergruppe" vernichtet wurden, damit TT ein für alle Mal erledigt ist.

(Bild rechts) RÖWA TT-Neuheitenblatt von 1972 - die Ankündigungen liessen damals die Hoffnung aufkommen, dass RÖWA nach der Übernahme des zugegebenermassen etwas angestaubten ROKAL-Programmes zeitgemässe Modelle auf den Markt bringt.

Bei Lichte betrachtet war eben vieles aus dem ROKAL- Programm Anfang der 1970er Jahre nicht mehr auf der Höhe der Zeit und wenn überhaupt nur noch bedingt konkurrenzfähig. Der bereits von RÖWA unter der Ägide von Willy Ade fertig gestellte und im Handel in mehreren Varianten erschienene TT- Containertragwagen war, wie auch andere RÖWA- (H0)-Modelle, seiner Zeit deutlich voraus.
Der Containertragwagen hat die Jahre und Jahrzehnte überdauert und erschien leicht modifiziert wieder bei Roco's TT- Einstieg 1998 und ist noch heute im Roco- Programm. Womit bewiesen ist, dass man bei Roco nicht leichtfertig Formen wegschmeisst. Der Aufstieg von Roco in H0 ist übrigens zu einem guten Teil der Konkursmasse von RÖWA geschuldet, aber das ist eine andere Geschichte.


WESA

Die Betrachtung der Spurweite TT wäre aus Schweizer Sicht mehr als unvollständig ohne auf die traditionsreiche Firma WESA AG einzugehen. Sie wurde 1945 in Inkwil im Schweizerischen Oberaargau (Kanton Bern) gegründet und stellte Modelleisenbahnen mit 13 mm Spurweite her, was in etwa dem TT- Massstab entsprach.
Die ersten Loks und Wagen hatten einen Massstab von ca. 1:110 und wurden mit Wechselstrom betrieben. Ab 1950 erfolgte dann die Umstellung auf einen Massstab von 1:100. Bemerkenswert war für die damalige Zeit, dass die WESA- Bahn bereits 1949 anscheinend in über 70 Länder exportiert wurde.

wesa 1Bild rechts:
Historische Werbung für die WESA-Bahn - Star jener Jahre war beim Vorbild und im Modell unzweifelhaft die Ae 6/6. 


In erster Linie wurden von WESA-Modelle nach Schweizer Vorbildern gebaut.
Allerdings gab es auch Modelle mit ausländischem Vorbild. Unbestrittenes "Highlight" im Programm war eine mehrteilige amerikanische Diesellok mit Domeliner- Wagen. Auch Modelle nach französischem und deutschem Vorbild fanden sich im WESA-Sortiment.

Die Firma WESA stellte 1966 die Produktion ein. Der Grund war auch hier (wie bei ROKAL) die damals aufkommende Spurweite N. Von einem Kreis von Enthusiasten wird auch heute noch die WESA- Bahn gepflegt und es werden mit den alten Formen Modelle und Teile weiter produziert. Eine echte Weiterentwicklung findet neben einer gewissen Produktpflege allerdings nicht mehr statt.

Die Firma WESA selbst ist übrigens nach wie vor sehr lebendig. Sie hat sich aber nach dem Ausstieg aus der WESA- Bahn erfolgreich anderen Geschäftsfeldern zugewandt und ist heute im Bereich des Kunststoffspritzgusses tätig.


Hinter dem Eisernen Vorhang

Werfen wir nun einen Blick hinter den Eisernen Vorhang, denn hier liegen die eigentlichen Wurzeln dafür, dass TT wieder im Kommen ist. Denn es gab noch die Fa. Zeuke in der damaligen DDR, welche ebenfalls ein grosses TT-Sortiment anbot.
Zeuke begann Ende der 1950er- Jahre mit der TT- Produktion, baute diese rasch aus und erreichte einen für die damalige Zeit sehr hohen technischen Stand. Dieser muss umso höher bewertet werden, da Zeuke sich noch zusätzlich mit all den Widrigkeiten und Bevormundungen der Planwirtschaft herumschlagen musste. Noch lange nach der Verstaatlichung 1972 zehrte der daraus entstandene Volkseigene Betrieb - Berliner TT-Bahnen (VEB BTTB) von der Substanz die Zeuke während 15 Jahren aufbaute.

Der VEB BTTB (VolksEigener Betrieb Berliner TT -Bahnen) war mit zeitweise 800 Mitarbeitern der grösste Modellbahnhersteller des Ostblocks. Er belieferte die DDR und die anderen Länder des damaligen Ostblocks.

Zeuke 1 1 In der DDR eroberte sich in der Folge die Spurweite TT einen Marktanteil von ca. 40% und auch in anderen osteuropäischen Ländern ist TT nach wie vor stark verankert.
Bis zum Mauerfall 1989 waren TT- (Start-) Packungen im westdeutschen Versandhandel zu finden, so auch bei den mittlerweile untergegangenen Versandhäusern Quelle und Neckermann.

Bild rechts: 
Zeuke Katalogdeckblatt aus den 1960ern. Die V200 des sogenannten Klassenfeindes schaffte es nicht nur ins Zeuke-Programm, sondern auch auf das Katalogdeckblatt.


In all den Jahren nach dem Konkurs von ROKAL bzw. von Röwa fristete TT im Westen Deutschlands ein eher kümmerliches Dasein. Die kleine TT-Gemeinde im Westen organisierte sich in schwieriger Zeit im Arbeitskreis TT (AKTT).
Der AKTT hielt das Fähnlein mehr schlecht als recht aufrecht. Es fehlte an vielem, vor allem an den Standardbaureihen der damaligen Deutschen Bundesbahn.


Die deutsche Wiedervereinigung 1989 - Jahre des Umbruchs und des Neubeginns.

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 und dem weitgehenden wirtschaftlichen Zusammenbruch vieler Firmen im Osten Deutschlands wurde alles anders. Piko 1 In der ehemaligen DDR war TT etabliert und siehe da, es geschah eines der wenigen Wirtschaftswunder der Wendezeit.

Die privatisierte BTTB schaffte den Sprung in die Marktwirtschaft zwar zunächst nicht, denn die bisherige Kundschaft in der ehemaligen DDR hatte in der Nachwendezeit andere Sorgen als die Modellbahn.
Zu jener Zeit wandten sich auch viele TT- Bahner den in fast allen Belangen besseren Westprodukten zu, welche fortan den Markt überschwemmten. Doch es ging weiter in schwieriger Zeit.

Aus dem Katalog des Versandhauses Quelle 1986: zu kleinen Preisen wurden TT-Startpackungen bis zum Mauerfall 1989 über die einschlägigen Versandhäuser in (West-)Deutschland verschleudert.
Ziel war weniger die Verbreitung der Spurweite TT im Westen, vielmehr galt es "um jeden Preis" an harte Devisen heranzukommen.


1991 übernahm Hans-Jürgen Tillig die Sebnitzer Firma "Pilz Modellgleis" in Sebnitz (Sachsen), die mit 12 Mitarbeitern das bekannte Pilz-H0-Gleis fertigte und verkaufte. Das Unternehmen investierte in die Entwicklung des TT-Modellgleises (Spurweite 12mm) und wurde zum Hauptlieferanten der  Berliner-TT-Bahnen (BTTB).
Nach dem Konkurs der BTTB übernahm Hans-JürgenTillig am 01.09.1993 Teile der Konkursmasse aus Berlin und verlagerte nahezu den gesamten Betrieb nach Sebnitz. Damit entstand 1993 die Firma TILLIG Modellbahnen GmbH & Co KG.

Die Aufgabe war gewaltig. Zu DDR- Zeiten lebte man vorwiegend von der alten Zeuke- Substanz und brachte kaum neue Modelle heraus. Die Produktionsanlagen waren verschlissen und keinesfalls auf dem gerne zitierten „Weltniveau“.

Die Produktpalette war bis auf wenige Ausnahmen auf die DDR- Reichsbahn ausgerichtet. Eine denkbar schwierige Ausgangsposition. Nach und nach wurden die Formen und die Modelle nach DDR- Vorbild für die immer noch mehrheitlich im Osten Deutschlands und in Osteuropa ansässige Kundschaft modernisiert.

Die "Nachwende-Produktion" machte grosse Qualitätsfortschritte, erkennbar beispielsweise an den Bedruckungen, welche aufgrund moderner Technik und Maschinen nicht mehr mit dem früheren DDR- Standard vergleichbar war.
Nur langsam kamen die ersten Neukonstruktionen von den lange ersehnten DB- Baureihen auf den Markt. Aber selbst nach der Jahrtausendwende war TT immer noch sehr stark „DDR- lastig“. Doch dann kam auch in TT die „Wende“.


Wir schreiben das Jahr 2006.....

Piko 1 .... und in diesem Jahr gelingt der Spurweite TT offenbar ein erster Durchbruch. Zumindest, wenn es darum geht, für die allseits beliebten Epochen III - V der DB ein mit anderen Spurweiten konkurrenzfähiges Angebot zu schaffen. Gleich zwei Grossserienhersteller, nämlich PIKO und der auch in der Schweiz bekannte Decoderhersteller Kühn steigen in jenem Jahr (PIKO streng genommen schon Ende 2005) in TT ein und bringen lange und händeringend erwartete Modelle wie die deutschen Baureihen 110.3 (Bügelfalte), 140 und 182 (Taurus) auf den Markt.

Kurz danach folgten innert kurzer Frist der Siemens Eurorunner (ER20 - Hercules) und der deutsche ICE 3. Die herkunftsbedingte Dominanz der im Westen wenig beliebten DDR-Reichsbahnmodelle in den Epochen III und IV geht in TT langsam aber sicher zu Ende. Immerhin liegt der Mauerfall nun mehr als 25 Jahre zurück.

Roco, seit 1998 eher halbherzig in TT engagiert, bekennt sich aufgrund ermutigender Absatzzahlen wieder zu TT und bringt seit 2008 neue Modelle heraus und auch der slowenische Hersteller Mehano sprang mit dem gelungenen sechsachsigen "Blue Tiger" zwischenzeitlich auf den TT- Zug auf. Allerdings hat dieser namhafte Hersteller Ende 2008 eine (kontrollierte) Insolvenz hingelegt. Das Engagement in TT wurde damit beendet.

Selbst Arnold (heute Hornby) hat seine Kleinlok Köf, welche noch in den 1990ern vor dem Arnold- Konkurs entwickelt wurde und danach lange Zeit in der Versenkung verschwunden war, fertig gestellt und bringt eine Farbvariante nach der anderen.

Offenbar verkaufte sich die Kleinlok so gut, dass man Ende 2013 weitere TT-Modelle ankündigte. Durch den Markteintritt mehrerer Grossserienhersteller hat das auch durch die DDR- Vergangenheit bislang teilweise eher mässige Qualitäts- und Detaillierungsniveau in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt und ist bei den Neukonstruktionen der diversen Hersteller auf H0-Niveau. Und es gibt in dem vergleichsweise kleinen TT- Markt auch schon die ersten spektakulären Doppelentwicklungen wie beim ER20 (Hercules), den deutschen Silberlingen, der Baureihe 110 (Bügelfalte) und der Kultlok der Baureihe 103.

Für die Hersteller sind solche Doppelentwicklungen eher ärgerlich, verschieben sie doch den Zeitpunkt, wann sich die extrem teuren Investitionen in Entwicklung, Formen und Herstellvorrichtungen amortisieren, weit in die Zukunft. Positiv ist allenfalls, dass diese Doppelentwicklungen, wer auch immer sie im Einzelnen angezettelt hat, zusätzliche Aufmerksamkeit der Fachwelt auf TT gelenkt hat.

Vor 2006 waren Neuheiten in der Spurweite TT insgesamt spärlich, auch wenn sich Tillig in all den Jahren nach Kräften und letztendlich erfolgreich bemühte die Spurweite zu erhalten und voran zu bringen. Seit 2006 brennen die verschiedenen Hersteller ein noch nie da gewesenes Neuheitenfeuerwerk ab. Mit der Folge, dass die "DB-Klassiker" bis auf wenige Ausnahmen in TT mittlerweile komplett sind.

Die seit Jahrzehnten in Modellbahnerkreisen gängige Ausrede, es gäbe nicht genug Angebot in TT, hat sich nun wirklich überholt. Eine Auswahl auf einen Blick, was die moderne Bahn mittlerweile in TT zu bieten hat, findet sich hier. Die Kultlok der Baureihe 103 gibt es mittlerweile von Kühn und von Tillig als Doppelentwicklung.


Wie geht es weiter ?

Tillig Kupplung 1 Der Modellbahnbranche geht es nun wirklich nicht sehr gut, wie all die spektakulären Konkurse und Übernahmen in den letzten Jahren zeigen.
TT ist, was die zahlreichen Neuheiten der letzten Jahre angeht, zweifellos im Aufwind und verliert in Modellbahnerkreisen zunehmend das Stigma der "DDR-Modellbahn".

Bild rechts: TT- Standardkupplung mit Schnittstelle nach NEM358


Technisch hat sich TT seit vielen Jahren von der DDR- Vergangenheit freigeschwommen. Detaillierung und Bedruckung sind seit etlichen Jahren auf dem Stand der Technik der Branche.

Mit der 2007 erschienenen neuen TT-Standardkupplung von Tillig wird die noch aus den 1970er Jahren stammende klobige TT-Standardkupplung durch eine betriebssichere, optisch ansprechende und zeitgemässe Neukonstruktion ersetzt. Der noch aus DDR-Zeiten stammende Vorgänger wird damit endgültig aufs Abstellgleis geschoben. Mit der Beseitigung des Kupplungsproblems dürfte das letzte technische Manko von TT beseitigt sein. Tillig DB-Prospekt
 TT etabliert sich langsam aber zunehmend als feste Grösse auch im Westen Deutschlands, da für Neu- und Wiedereinsteiger (endlich will man sagen) genügend Angebot vorhanden ist. Dabei wird es aber nicht bleiben. Kühn expandiert und erweitert seine Modellpalette sukzessive und in einem beeindruckenden Tempo.

Der 2010er- Prospekt (oder will man schon Katalog sagen) umfasste respektable 24 Seiten und der 2011er - Katalog umfasste bereits 36 Seiten. Und als kleine Sensation bietet Kühn seit Ende 2011 auch ein eigenes Gleissystem an. Damit hat TT neben dem Marktführer Tillig nun einen zweiten "Vollsortimenter". Man darf gespannt sein, wie Kühn sich zukünftig im Bereich Startpackungen positioniert. Denkbar sind auch hier Kooperationen mit anderen Herstellern. Anknüpfungspunkte gibt es genug - beispielsweise liefert Kühn seine Decoder an Roco.

Und PIKO lieferte seine Loks auch schon für Tillig- Startpackungen. PIKO expandiert ebenfalls in TT. Auch wenn dort TT nicht der Programmschwerpunkt ist, so bringen die Sonneberger dank eigener Fertigungskapazitäten neben zahlreichen Farbvarianten mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks in stetiger Regelmässigkeit mindestens eine Formneuheit pro Jahr heraus.

So erschienen in den letzten Jahren die DB- Baureihe 151, oder auch für die Fans der modernen Bahn die Diesellok der Reihe G1206, die bei vielen Privatbahnen ihren Dienst verrichtet und im Modell sicher die jüngere Generation anspricht.
Nach fast 10 Jahren Engagement in TT ist  2016 bei Piko daraus mittlerweile ein stattlicher Katalog geworden, hier nachzusehen. Mit der Baureihe 187 ("Last Mile TRAXX") und dem Siemens- Vectron hat man sich Anfang 2016 in Sonneberg zwei zukunftsträchtige Lokomotivbaureihen "besetzt".

TT-Total l 1 Auch auf dem Zeitschriftenmarkt hat man sich auf die TT-Bahner eingestellt. Seit 2008 ist eine Zeitschrift exklusiv für den TT-Bahner erhältlich - TT-Total erscheint 3 x jährlich. Damit gibt es auch eine echte Alternative zum nach wie vor sehr "ostaffinen" TT-Kurier der bis zum heutigen Tage die mehrheitlich stramm ostalgisch eingestellte Klientel bedient.

Mittlerweile, wird schreiben das Jahr 2013,  hat sich der Markt in TT wie folgt sortiert:
die "vier Grossen" angeführt von Markführer Tillig, sowie Roco, Piko und Kühn, die sich auch zunehmend mit Doppelentwicklungen das Leben gegenseitig schwer machen.


Über diese "vier Grossen" hinaus gibt es weitere namhafte Hersteller die sich in TT engagieren:

- Kres (Spezialist für Triebwagen)
- Beckmann aus Berlin (als Spezialist für Elloks und Dampfloks)
- Arnold (heute Hornby) mit seiner Kleinlok Köf, hier will man aufgrund des Verkaufserfolges offenbar mit weiteren Modellen "nachlegen" und kündigte 2013 weitere Modelle in TT an. Tatsächlich brachte Arnold in der Folge dann weitere Modelle heraus, die insbesondere die "Ostkundschaft" bedienen.

- Busch als Zubehörhersteller betätigt sich seit 2013 sehr engagiert in TT und hat diverse Wagenmodelle aus der Konkursmasse der Firma Lorenz neu herausgebracht.

Nicht unerwähnt bleiben sollen Ausflüge und erste Gehversuche von weiteren renommierten Herstellern mit Einzelexponaten:
- Fleischmann (Drehscheibe, welche im Zuge des Zusammenschlusses zu Roco gewandert ist, da dort das TT-Programm konzentriert wurde),

- Brawa (Oldtimer-E-Lok-Exot E95 - bislang ohne weitere Folgen) und angekündigt für 2013 die Sächsische Waggonfabrik mit der Voith "Maxima". 

- LS- Models aus Belgien debüttierte 2010 in TT mit einem exzellent umgesetzten russischen Schlafwagen (WLABmee),  welcher lange Zeit beim grossen Vorbild auch ab Basel eingesetzt wurde. Dieser Wagen setzte durch seine überragende Detaillierung Massstäbe.

- HERIS - dort hat man den Ankündigen bereits Taten folgen lassen und einen Kesselwagen in TT sowie weitere Güterwagenmodelle herausgebracht

- ACME aus Italien hat einen italienischen Güterwagen in TT herausgebracht. Ob ein solcher Exot dann so einschlägt, dass er zu weiteren Schritten ermutigt, muss (siehe Brawa) leider bezweifelt werden.


2013 -  TT - Zu schnelles Wachstum ?

Immer mehr Hersteller springen auf den TT- Zug auf. Aber kaum geht es nach oben, gibt es neue Probleme. Das Neuheitenfeuerwerk der letzten Jahre ist nicht ohne Spuren geblieben. Der Markt wächst nicht so schnell wie das Angebot wächst. Der TT- Bahner ist wählerischer geworden, denn es gibt mittlerweile Auswahl in Hülle und Fülle.

Und schon ist auch das eine oder andere bereits in bunten Prospekten angekündigte Projekt mangels ausreichender Resonanz oder ungenügender Vorbestellzahlen kassiert oder auf die lange Bank geschoben worden. Und dass angekündigte Produkte lange auf sich warten lassen zeigt, dass bei den Herstellern die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
Durch die mittlerweile am Markt agierenden Grossserien- Hersteller müssen sich die "Kleinen", die viele Jahre mit dazu beitrugen die Spurweite am Leben zu erhalten, neu orientieren und sich noch verbleibende, freie Nischen suchen.

Denn klar ist, dass sich die "Grossen" die "Butter und Brot"- Modelle schnappen um den Umsatz und die Stückzahlen zu generieren, die es für die teuren Investitionen in Entwicklung und Formen braucht.

Herpa 1Bild rechts:
Erste "Schweiztaugliche" Grossserien- LKW der Speditionen Bertschi und Hangartner in TT (Werkbilder Herpa) - erhältlich seit Ende 2010


Wo es derzeit in TT noch klemmt sind Fahrzeugmodelle. Immerhin ist zwischenzeitlich mit Herpa ein namhafter Hersteller auf den Zug aufgesprungen und bringt LKW-Modelle in der bewährten Herpa- Qualität heraus.
Und - besonders erfreulich - Herpa bietet nun auch die ersten "Schweiztauglichen" LKW der Speditionen Hangartner und Bertschi in Grossserie an. Auch den ursprünglich von Roco entwickelten VW-Transporter T4 gibt es dort in TT (wieder). Aber noch echte Lücken klaffen bei den (West-) PKW- Modellen.

Es ist im Jahre 2015 hochgradig unverständlich, dass weder Busch noch Herpa sich an die händeringend erwarteten West-PKW bislang herangetraut haben. Nicht einmal zu einem halbherzigen Versuchsballon mit "Ost-kompatiblen" Fahrzeugen (VW Golf, Volvo.....) hat der Mut bislang gereicht.........
In 2017 wurde unser Wehklagen hier erhört und Herpa brachte mit dem Golf I den ersten West-Personenwagen heraus.

Auch beim Zubehör geht es langsam voran.
Mit Auhagen gibt es einen renommierten, langjährigen "Vollsortimenter" in diesem Bereich. Auch andere Hersteller wie Busch oder Noch weiten ihr TT- Programm aus.
Dank Lasercut-Technologie sind nun auch kleinere Serien rentabel herstellbar und dank CAD können einmal erstellte Zeichnungen und Unterlagen mit überschaubarem Modifikationsaufwand auch in andere Spurweiten skaliert werden. Und dank Lasertechnik bereichern auch kleinere Firmen die Zubehörszene in TT. Zu nennen sind hier beispielhaft FirstLaserCut und MobaArt.

Nur kurz dagegen war das Gastspiel von Faller in TT. Dort ist man kurz vor dem Konkurs wieder aus TT ausgestiegen. Anscheinend hatte man zu jener Zeit nicht mehr den Atem für TT. Auch bestand das "TT-Sortiment" von Faller damals ausschliesslich aus recycelten alten, zu klein geratenen H0 Modellen der 1960er Jahre.
Immerhin ist in 2013 wieder ein "Neueinstieg" in TT geplant.

Es ist nun einmal Tatsache, dass im Zubehörsektor kleinere Brötchen gebacken werden (müssen), denn - Hand aufs Herz - den grössten Teil der Modellbahnbudgets räumen nun einmal die Hersteller des Rollmaterials ab...


1998 - 2023 Roco  - eine bisweilen schwierige und wechselvolle Geschichte

Roco ist zwar seit 1998 in TT aktiv, aber dieses Engagement war bis etwa 2008 eher halbherzig. Irgendwann in jener Zeit aber haben die Salzburger gemerkt, welch Potential in TT steckt. Der Roco-Schiebewandwagen in TT hat sich seit seinem Erscheinen 1998 in all den Varianten anscheinend so gut verkauft, dass die Form irgendwann "fertig" war und überarbeitet werden musste.
Jahrelang hat man nur Lackier- und Dekovarianten der vorhandenen Modelle herausgebracht, aber seit 2009 bringt Roco in immer schnellerer Folge neue TT- Modelle heraus.

So die imposante, schwere Dampflok der Baureihe 44 oder völlig überraschend im Sommer 2009 die Diesellok der Baureihe 120 ("Taigatrommel"). Im Herbst 2009 dann die Schnellzugdampflok 18201. Und wenn man sich die Deko- und Lackierungsvarianten der 2009 neu erschienenen Taigatrommel ansieht, dann wird klar, dass Roco auch auf das in den ehemaligen Commecon-Ländern vorhandene Marktpotential schielt. Rokco Katalog

Bild rechts:
Die auch heute noch auf DB Gleisen verkehrende schwere russische Diesellok "Ludmilla" im Katalog von Roco (1999)- sie war seinerzeit zusammen mit Roco's Einstieg in TT eine echte Sensation
..

Diese Strategie bestätigt auch die bei Roco erschienene tschechische "Taucherbrille", die in ihrem Heimatland ähnlichen Kultstatus besitzt wie eine Ce 6/8 (Krokodil) in der Schweiz oder die 103 in Deutschland. Auch mit der "Taucherbrille" schielt man bei Roco nach Osten.

Und auch 2011 macht man mit der eingeschlagenen hohen Schlagzahl weiter.
Neben den branchenüblichen Farb- und Formvarianten kommt mit der Dampflok P8 (Baureihe 38) ein in Ost und West gleichermassen weit verbreitetes "Butter- und Brotmodell". Und seit Ende 2011 ist mit der Baureihe 58 der nächste Dampfer angekündigt. Ob allerdings Dampfloks im bereits fortgeschrittenen 21. Jahrhundert einen Hersteller mit den erforderlichen Verkaufszahlen erfreuen, sei dahin gestellt ....
Dieses Projekt wurde dann 2014 endgültig kassiert, statt dessen brachte man die Ost V100 heraus, eine der mittlerweile sich häufenden Doppelentwicklungen für die ostdeutsche Kundschaft.

Während in den benachbarten Spurweiten Sättigung, Stagnation und auch Rückgang herrschen, traut man TT neben den ganz grossen Spurweiten am ehesten noch Wachstum zu. Nicht zuletzt deswegen, weil in TT der Markt nicht wie in anderen Spurweiten durch ein riesiges Occasions- Angebot hoffnungslos verstopft ist.

Trotz der Marktchancen hat man bei Roco Ende 2019 das TT- Programm einkassiert. Die Stückzahlen blieben hinter den Erwartungen zurück, denn speziell von H0 ist man hausintern immer noch Anderes hinsichtlich der Stückzahlen gewöhnt.
Aber 2021 war man wieder da. Schwer zu verstehen ein solches Hick-Hack.


Dann der Kracher in Leipzig 2023

Auf der Messe "Modell - Hobby - Spiel" am 29.9.2023 in Leipzig verkünden Roco und Kühn, dass das komplette TT- Programm von Kühn- Modell von Roco übernommen wird und dort weitergeführt und ausgebaut wird.
Rokco Katalog
Roco hat mit der getroffenen Vereinbarung insgesamt Formen und Vorrichtungen für 27 Produktfamilien und ein (fast) komplettes Gleissystem übernommen und steigt damit über Nacht zum Vollsortimenter auf.

Das aktuelle TT- Programm bei Roco war nämlich zum Leben zu wenig (weil weit weg von einem Vollsortiment) und zum Sterben zu viel (weil insgesamt doch schon 13 Produktfamilien bei Roco vorhanden waren).

Die einzige echte Überschneidung zwischen Kühn und Roco, die tschechische "Taucherbrille".
Dem Vernehmen nach soll die Kühnsche Taucherbrille weitergeführt werden.


Geschichte wiederholt sich hoffentlich: Schon einige Jahrzehnte zurück liegt die Übernahme der Konkursmasse von Röwa durch Roco. Roco in H0 wäre heute nicht da wo es ist, hätte es nicht seinerzeit die Röwa- Übernahme gegeben.


2017: Willkommen im Westen


In jenem Jahr sind es jetzt gut 10 Jahre her, dass mit Kühn und Piko zwei Grossserienhersteller in TT eingestiegen sind.
Eine lange Zeit, und doch so, als wäre es gestern. Was die beiden Hersteller zwischenzeitlich aufgebaut haben, kann sich sehen lassen.

Der 2017er- Katalog von Piko umfasst mittlerweile respektable 40 Seiten.

Zwar bedient man bei Piko traditionell in erheblichem Umfang die "ostalgisch" eingestellte Kundschaft im Osten Deutschlands, aber es gibt mittlerweile bei Piko auch genügend Rollmaterial der modernen Bahn. So ist für jeden etwas dabei.

Bei Kühn ist es ähnlich, nur kann man dort hausintern keine Anleihen bei den anderen Spurweiten machen.
Dort ist es eher umgekehrt, dass ein Teil der Modelle nach N herunterskaliert wird.

Lange Zeit plagte man sich bei Kühn mit Lieferproblemen herum, aber jetzt scheint es wieder zu laufen, denn man hat nun endlich einen zuverlässigen Auftragsfertiger gefunden und die aufgestauten Rückstände der letzten Jahre werden nach und nach ausgeliefert.

Der 2017er- Katalog, wenn auch nicht so verdichtet wie bei Piko, umfasst 84 stolze Seiten.

Und noch etwas: die Titelbilder beider Kataloge zeigen auch klar die Richtung wo es hingeht.

Eine weitere Meldung von Anfang 2017 passt ins Bild.

Im PKW-Sektor scheinen die bleiernen Jahre endlich ein Ende zu haben.
Wie an anderer Stelle bereits vermeldet, ist mit dem Golf I von Herpa endlich der erste "West- PKW" erschienen, nachdem die PKW-Wiese durch Wartburg, Wolga, Moskwitsch und Co bereits arg abgegrast war.

Ganz "ostbefreit" ist der Golf I allerdings nicht, denn seinerzeit wurden 10'000 Golf I im Rahmen von umfangreichen "Naturalienzahlungen" in die devisenklamme DDR geliefert.

Piko-2017-Katalog Kuehn-2017-Katalog Herpa-Golf

Chancen in der Schweiz ?

Volle Händlerregale und Sammler-Vitrinen, dazu ein überbordendes Occasions- Angebot in den etablierten Spurweiten zeugen von einer Sättigung die Herstellern und Fachhandel gleichermassen zu schaffen macht.

Und es ist kein Geheimnis: den Herstellern gehen die Vorbilder aus !  Alle gängigen Schweizer Baureihen sind speziell in H0 von den Herstellern längst in allen Epochen, Farb- und Formvarianten durchdekliniert und es fällt den Herstellern zunehmend schwerer eine noch freie und rentable Nische zu finden.

Ausserdem sind viele Baureihen von mehreren Herstellern gleichzeitig "besetzt".
Und selbst eine renommierte Firma wie HAG muss sich bei Neuentwicklungen in eine relative Nische wie den GTW 2/6 begeben und erhält selbst dort noch von einem Massenhersteller wie Piko Konkurrenz.

Wohl sortiert aber brechend voll - der Schweizer Modellbahn- Occasions- Markt in H0 und N - wie hier bei der Modellbahnausstellung in Appenzell (Bild: AMMC)

Nicht jeder Modellbahner nennt einen passenden Raum, einen grossen Keller, einen Lagerraum oder ähnliches sein Eigen um eine H0- Anlage aufzubauen - hier tut man sich mit TT deutlich leichter. Und in der heutigen, schnelllebigen Zeit ist es oft auch erforderlich beruflich mobil zu sein.
Da ist eine riesige Modellbahnanlage eher hinderlich. Mit TT kann man auch auf einer klassischen Platte (ca. 2,20 m x 1,20 m) ordentlich was darstellen, diese kann man notfalls an die Wand stellen und sich nach dem "zügeln" dem Hobby wieder zuwenden (siehe auch Platzbedarf von TT ).
Allerdings ist das Beharrungsvermögen des Marktes aufgrund der riesigen Altbestände - wie oben geschildert - nicht zu unterschätzen.


Startpackungen sind der Schlüssel

Wie sagte ein Märklin- Manager einmal (in einer der wenigen hellen Stunden in den Jahren vor dem Konkurs): "Wer die erste Schiene ins Kinderzimmer wirft hat gewonnen" - stimmt. Aber oft genug sind dies Pyrrhussiege. Da drückt man mit aller Gewalt (heutzutage auch über die Discounter) Startpackungen in den Markt, die dann von ahnungslosen Müttern oder Vätern gekauft werden, meist zur Weihnachtszeit kurz bespielt werden und dann im Schrank verschwinden. Meist für immer, da zu oft die Erkenntnis dämmert, dass für die (H0)- Eisenbahn doch kein Platz vorhanden ist und dann ohnehin der Computer und die Spielekonsole das Geschehen im Kinderzimmer bestimmt. Die letzten Zeilen tragen autobiographische Züge, denn so ähnlich erging es auch dem Autor.

Als Wiedereinsteiger wollte er seinen Kindern (und sich...) zu Weihnachten eine Freude machen. H0-Restbestände waren noch vorhanden und so war die Spurwahl klar. Doch schon unter dem Weihnachtsbaum dämmerte es dem Autor, dass das so nichts wird mit der Modellbahn und es wurde (eisenbahntechnisch gesprochen) die Notbremse gezogen.

Der Rest ist schnell erzählt: dank Internet musste das H0-Material den Gang zur elektronischen Bucht ( E-BAY) antreten und war schnell unter die Leute gebracht. Statt dessen wurde in TT durchgestartet. Bereut habe(n) ich (wir) es keine Minute.

Und hier schliesst sich der Kreis. Jahrzehntelange "Gehirnwäsche" hat es geschafft, dass Modellbahn gleich Märklin-H0 ist (manchmal werden noch Fleischmann, Roco und Piko und in der Schweiz selbstverständlich HAG genannt). Was aber bis auf Piko diese nicht vor der Insolvenz und schwierigen Neuanfängen bewahrte.

Und darum ist diese Seite so wichtig - wir wollen Informationen bereit stellen für jene, die nach brauchbaren Alternativen zum Mainstream suchen. Kaum ein Hobby ist so vielseitig und lehrreich wie die Modelleisenbahn in ihren zahlreichen Facetten.
Ganz unbekannt ist TT in der Schweiz freilich nicht. Als H0m finden zumindest die 12 mm- Gleise seit vielen Jahren für die Schmalspurfans der RhB und der anderen Schweizer Meterspurbahnen Verwendung. Und als H0-Gleishersteller hat Tillig auch einen hervorragenden Namen in der Schweiz.


Ausstellung Schaan 2013

Stilbruch der besonderen Art:
H0m trifft TT - ein ICE auf den Gleisen der Rhätischen Bahn überquert den Landwasser- Viadukt......

Nachwort

TT ist, was das Angebot für die Schweiz angeht, heute dort wo die Spurweite N in den 1970er Jahren war.

Was das Bahnland Schweiz angeht, so werden wir weiterhin unseren Teil dazu beitragen, dass es auch in der Schweiz mit TT aufwärts geht.




Einige Textpassagen zur TT-Geschichte im ersten Teil auf dieser Seite stammen von Michael Houben und dessen sehenswerter TT-Webseite. Dort findet sich auch eine umfangreiche Zusammenstellung über moderne DB- Modelle.




Nach oben