++++ 2020-02-28 ++++ (ergänzt
2020-05-24)
Cremèschnitte
Einige aktuelle, sonnige Bilder aus dem Tessin künden von der
Wiederauferstehung einer Schweizer Legende auf Schienen: die Re 4/4
II in der eleganten cremè/ bordeauxroten TEE- Lackierung. Das
Industriewerk (IW) in Bellinzona hat sich mächtig ins Zeug gelegt,
um eine Schweizer Legende wieder auferstehen zu lassen.
Einige Exemplare der damals um 1970 noch brandneuen Re 4/4 II bekamen für einige TEE- Leistungen in der Schweiz ein besonderes Farbkleid.
Aufgrund der cremèfarbenen TEE- Lackierung bekamen diese Loks in der Folge den Spitznamen
"Cremèschnitte". Von der SBB wurden ab 1969 die
vier Re 4/4 II 11 158 bis 11 161 im TEE-Anstrich für die Bespannung
des "Helvetia" zwischen Basel und Zürich sowie des "Roland" zwischen
Basel und Chiasso und umgekehrt eingesetzt. 1972 kamen noch weitere
fünf Loks dazu, die 11 249 bis 11 253.
Bespannt wurden der TEE
"Lemano" zwischen Domodossola und Genf und der "Cisalpin" zwischen
Domodossola und Vallorbe und umgekehrt. Nach der Einstellung dieser
TEE-Züge in den früheren 1980er-Jahren verloren diese 9 Loks den
TEE- Anstrich nach und nach wieder.
Zur Geschichte der nun wieder auferstandenen TEE- Lok:
Im Oktober 2019 kaufte die IRSI (International Rolling Stock Investment
GmbH) in Frauenfeld von der SBB Cargo unter anderem die für
Deutschland zugelassene Lok Re 421 393. Diese und eine Schwesterlok wurden daraufhin durch das
Eisenbahnverkehrsunternehmen TR Trans Rail AG im Zuckerrübenverkehr nach Frauenfeld eingesetzt.
Anfang 2020 wurde die noch in den SBB Cargo- Farben rot/ blau
lackierte Re 421 393 (Baujahr 1985 - gebaut als Re 4/4 II
11393 für die SBB) in das Industriewerk Bellinzona der SBB überstellt.
Bilder: Martin Aeschbacher, TR Trans Rail AG
Am 28. Februar 2020 nun wurde die Lok in dem neuen Anstrich mit den
TEE- Farben und einer frischen Revision R2 an die IRSI ausgeliefert.
Da es sich bei der Ursprungslok um eine von der SBB- Cargo "germanisierte" Lok
der letzten Bauserie handelt, besitzt diese Zulassungen für die Schweiz,
Deutschland und Österreich.
Durch eine Reihe von Änderungen und Abweichungen kann die Re
421 393 allerdings im strengen Sinne nicht als "historisch" bezeichnet
werden, sie ist eher eine liebevolle Reminiszenz an die grosse Zeit
der legendären Trans Europ Express- Züge (TEE) in der Schweiz.
Abweichungen und durchgeführte Änderungen sind gemäss einem Bericht von Georg Trüb:
- es wurden die Schweizer Wappen auf den
Fronten wieder höher gesetzt (oberhalb der Farbtrennkante), wie
es bei den TEE- Loks früher ebenfalls der Fall war.
- die früheren, kleinen erhabenen Frontnummern in Chrom und die grösseren ebenfalls erhabenen
Loknummern 11393 auf den beiden Seiten wurden wieder angebracht.
- die gusseisernen Fabrikschilder von SLM/ BBC/ MFO/ SAAS wurden wieder angebracht, ebenfalls die Typenbezeichnung Re 4/4
II auf den Seitenwänden und die kleinen Schilder für Führerstand I bzw. II unterhalb der seitlichen Einstiegstüren
- abweichend zur Ursprungsausführung sind die heute üblichen
UIC- Steckdosen und die Rechteckscheinwerfer (die niedrigen
Baunummern wie die der TEE- Loks hatten damals noch Rundscheinwerfer)
- dass die Lok 421 393 zuletzt durch die SBB- Cargo auch in Deutschland
verkehrte und auch dort sicherlich wieder verkehren wird, erkennt
man beispielsweise an der verkürzten, quer verlaufenden Frontgriffstange unter den Führerstandsfenstern
- Es fehlt leider der erhabene Chrom- Schriftzug "SBB CFF FFS" auf den Seiten, da die Lok ja nun der IRSI gehört
Bei der Überfuhr nach Norden am 2. März 2020 zeigte der Winter im
Tessin und am Gotthard noch einmal seine Zähne. Hier in Airolo am Südportal des alten Gotthardtunnels.
Der Lokzug besteht aus: Re 4/4 11158, der neu
revidierten Re 421 393 in der TEE- Lackierung, sowie den Ae 4/7 10987 und 10951 und am
Zugschluss die Re 6/6 11602
Bilder: Georg Trüb
Sicherlich etwas gewöhnungsbedürftig wird ab Herbst der Einsatz dieser eleganten Lok im
Zuckerrübenverkehr sein, man darf aber auch unter dem Jahr auf zahlreiche Sondereinsätze gespannt sein.
Wir dürfen uns aufgrund der neuen Revision R2 und des für diesen Loktyp recht jungen Baujahres 1985 uns
auf noch viele Einsatzjahre freuen.
|