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TT - Freunde Schweiz

Modellbahn im Massstab 1:120 (12 mm) mit Schweizer Vorbild

Mitteilungen des Verein MEV hier

Reiseberichte

In dieser Rubrik finden sich (Bild-) Beiträge zu Reisen im Bahn- Abenteuerland Deutschland und anderswo. Viel Spass beim Lesen.



++++ 2021-10-15 ++++  Zerstörungen in der Eifel an der Bahninfrastruktur

Das Hochwasser vom vergangenen Juli in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ist die schwerste Naturkatastrophe der deutschen Nachkriegsgeschichte.

Arg getroffen hat es die Nordeifel mit seinen engen Tälern. Die Sturzregen trafen auf einen bereits regengesättigten Boden und liessen in kürzester Zeit harmlose Bäche und Flüsschen wie Erft, Ahr und Urft zu reissenden und todbringenden Strömen anschwellen.

Besonders heftig sind die Zerstörungen im Urfttal.
Wenn DB- Netze 2024 als Jahr der Wiederinbetriebnahme der dort verlaufenden Strecke Trier- Köln in Aussicht stellt, so kann das fast schon als sportlich angesehen werden angesichts der desaströsen Zerstörungen auf vielen Abschnitten.

Wenn dann noch weitere berechtigte Anforderungen dazu gepackt werden, wie die längst überfällige Elektrifizierung und die Modernisierung der Technik (wer genau hinschaut erkennt die Seilzüge der Formsignale auf zwei Bildern) dann merkt man, dass das zeitlich schon jetzt recht eng wird.
Und woher sollen die erforderlichen Planungs- und Baukapazitäten so schnell herkommen ?
Und zu guter Letzt ist da noch der ebenfalls berechtigte Wunsch alles im Zuge der Wiederherstellung alles hochwasserfest aufzubauen.

Nun, wer die Enge des Tals sieht und die direkte Nachbarschaft der Urft und des Bahnkörpers, der fragt sich wie das mit der Hochwasserfestigkeit technisch gehen soll ? 
Spundwände auf hunderten von Metern und über mehrere Kilometer Kunstbauten und Aufständerungen die das heutige Niveau des Bahnkörpers um mindestens einen Meter anheben ?
Eine durchgängige Hochwasserfestigkeit gegen solche Naturgewalten wird nicht machbar sein.

Eifel
Eifel

Fast überall im Urfttal gibt es flächendeckende Zerstörungen.  Die unterspülten Bahnkörper sind fast noch als harmlos zu bezeichnen, schlimmer wiegen die Zerstörungen an den Übergängen, der zugehörigen Signal-, Steuerungs- und Sicherungstechnik.

Eifel Eifel

Es wird noch viel Wasser die Urft hinunterfliessen bis hier wieder regulär Züge fahren.


++++ 2018-07-14 ++++  Die (historische) Kalkstein-Seilbahn zwischen San Carlo und San Vincenzo


Die Toskana in Italien hält für den Urlauber viele reizvolle Ecken bereit.
Eine solche Ecke ist das Tyrrhenische Meer mit den Inseln des toskanischen Archipels, wobei die Ferieninsel Elba sicherlich die bekannteste davon ist. Ein beliebter Urlaubsort auf dem Festland gegenüber ist San Vincenzo.
Direkt am Meer gelegen, führt die zweigleisige, wichtige Nord-Süd-Strecke an der Küste entlang und durch den Ort. Zeit also, nach dem Bummel durch die Fussgängerzone, sich am Bahnhof näher umzusehen.

Markantes Wahrzeichen am Bahnhof ist die alte, mittlerweile verfallene Umladestation, die benötigt wurde, als der in der Nähe abgebaute Kalkstein noch per Hängebahn direkt zum Bahnhof schwebte und dort umgeladen wurde.

Seit gut 10 Jahren gibt es eine in San Vincenzo beginnende, mehrere Kilometer lange Werksbahn, die direkt zum Kalkwerk führt, und wo heute die Ganzzüge mit Kalkstein direkt beladen werden. Die Umladestation am Bahnhof in San Vincenzo ist seither dem Verfall preisgegeben.

Die (historische) Kalkstein-Seilbahn zwischen San Carlo und San Vincenzo

1928 begann die Fa. Solvay die grossen Kalksteinvorkommen in den Steinbrüchen von San Carlo, in der Nähe des Monte Rombolo, zwischen den Gemeinden San Vincenzo und Campiglia Marittima, zu nutzen.

Bis vor wenigen Jahren wurde der Kalkstein von der Firma Solvay mit einer Seilbahn abtransportiert. 2008 wurde die Anlage stillgelegt und durch ein Anschlussgleis ersetzt das direkt hinauf zum Kalkwerk führt .

2019-San-Vincenzo

Historisches Bild der Materialbahn an der Stelle, wo sie die Umladeanlage am Bahnhof verlässt und die SP39 (SP= Stradale Provinciale) überquert.

Die SP39 verläuft in diesem Teil der Toskana ausserorts über mehrere Kilometer hinweg bolzengerade und folgt exakt dem Verlauf der antiken "Via Aurelia".

2019-San-Vincenzo

Die heutigen noch existierenden Reste der Strassenquerung der Materialbahn über die SP39.

Das Seilbahnsystem bestand aus 62 Stützen und war mit 250 Körben mit einer Traglast von je 1200 kg ausgestattet. Bei einer Geschwindigkeit von 2,5 m/s betrug die Transportkapazität etwa 250 Tonnen/Stunde. Die Verladeeinrichtung war mit zwei Ladegleisen ausgestattet, mit deren Trichterdüsen gleichzeitig acht Waggons pro Gleis beladen werden konnten. Von der Verladestation wurde der Kalkstein in Ganzzügen zum Werk im 34 km entfernten Rosignano transportiert.

Mit einem Ganzzug, bestehend aus 21 (alten) Schüttgutwagen konnten etwa 800 Tonnen Kalkstein bei einer Geschwindigkeit von 50- 60 km/h transportiert werden, mit dem neuen Wagentyp ist es statt dessen möglich, etwa 1100 Tonnen Kalkstein bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h zu transportieren. Die Verladevorgänge an der alten Verladeanlage von San Vincenzo erforderten ca. 30 Minuten.

2019-San-Vincenzo

Ein Blick auf den Kalkabbau und dessen Ausmasse.

Der Kalkstein wird durch das Sprengen mehrerer Sprengladungen, der sogenannten "volata", gewonnen. Mit jeder Sprengung stehen etwa 1500 Tonnen Stein zur Weiterverarbeitung zur Verfügung.

Die mechanischen Lader laden die Gesteinsbrocken auf riesige Dumper und werden dann zur Brechanlage weitergeleitet, wo sie in der gewünschten Grösse sortiert und dann über Förderbänder zur Verladestation transportiert werden.

Für den Transport des Kalksteins baute die Firma Ceretti & Tanfani aus Mailand im Jahre 1928 eine  Zweidraht-Seilbahn, die auf einer spektakulären Strecke über 4.450 m auf felsigem Gelände den Bergbaukomplex von San Carlo mit der am Bahnhof in San Vincenzo befindlichen grossen Verladeeinrichtung verband.

2019-San-Vincenzo

Historisches Bild mit der Verladeanlage und alten Schüttgutwagen.


Die Verladeanlage heute (oder das was davon noch übrig ist).

2019-San-Vincenzo

Hier beginnt die Reise in die alte Verladeanlage.

2019-San-Vincenzo

Imposant die Ausmasse der Anlage - durch die Anlage hindurch führt das neue Anschlussgleis hoch zum Kalkwerk.

2019-San-Vincenzo

Gut zu erkennen die Klappen zur Verladung des Kalksteines.

2019-San-Vincenzo

Das heute direkt zum Kalkwerk führende Anschlussgleis führt mitten durch die Anlage.

In diesem mächtigen Bauwerk aus dem Jahre 1928 wurde nachträglich eine Schallschutzkonstruktion mit einem Wassersprühsystem gebaut, um Lärm und Staub während der Ladephasen des Kalksteins zu vermindern.

2019-San-Vincenzo

Die nachträglich hinzu gekommene Verkleidung samt Sprühanlage im Verladebereich ist auf dem Bild oben noch andeutungsweise zu erkennen. Das Verladegleis darunter ist abgebaut.


Nach über 80 Jahren Betrieb musste die alte Anlage ersetzt werden. Der Bau des Gleisanschlusses wurde im April 2006 gestartet. Er hat eine Länge von ca. 5 km und überwindet einen Höhenunterschied von 115 Metern, die maximale Steigung beträgt 27‰.

Das Anschlussgleis befindet sich vollständig neben der von Solvay für den Zugang zum Steinbruch gebauten Strasse und folgt in der Linienführung der ursprünglichen Planung von 1928, die aber erst vor wenigen Jahren für die Werkbahn umgesetzt wurde.

Würde man die mit der Bahn abtransportierte Menge per LKW abtransportieren, müsste tagsüber alle 4 Minuten ein schwerer LKW in Richtung des Zielortes Rosignano losfahren. Die neue Verladeanlage ist mit einem Verladesilo und mit einem Verladegleis versehen. Ein Umfahrungsgleis erlaubt ggf. das Umsetzen der Lok, damit diese sich wieder an die Spitze des Zuges zur Talfahrt setzen kann.

Der Lokomotivpark wechselte einige Male in den letzten 15 Jahren: in den Anfangsjahren wurde die Traktion von einer Diesellokomotive des (west-)deutschen Typs V100 durchgeführt. Auch eine Vorserien-Lok der Reihe V160 aus den frühen 1960ern kam zum Einsatz.

Diese mit dem Spitznamen "Lollo" versehene Lok erinnert mit ihren rundlichen Formen an die zur damaligen Zeit wegen ihrer rundlichen Formen in der Männerwelt beliebten italienischen Schauspielerin Gina Lollobrigida.

2019-San-Vincenzo

Die G2000 drückt den leeren Zug hoch zum Kalkwerk. Strasse und Anschlussgleis verlaufen parallel. Talwärts und beladen ist die G2000 dann wieder an der Spitze.

Ob die Verladeanlage in San Vicenzo, eine Arbeit des Architekten Pier Luigi Nervi, in Zukunft erhalten bleibt, ist derzeit weiterhin offen. Der Verfall der stillgelegten Verladeanlage geht weiter.

Mit der neuzeitlichen Gewinnung von Bodenschätzen schliesst sich hier der Kreis zu einer alten Tradition, denn bereits vor den Römern waren in dieser Gegend die Etrusker mit ihren Siedlungen und Eisen-Schmelzöfen sesshaft.


Bahnhof San Vincenzo

2019-San-Vincenzo

Beschaulich geht es im Bahnhof von San Vincenzo in den Zugpausen zu:
immerhin zwei "Gelbwesten" befreien die Durchfahrtgleise von Unrat.

Während Gelbwesten in Frankreich bereits wie die Generalstreiks zur nationalen Folklore gehören, scheint es, dass italienische Bahnhöfe mittlerweile besser in Schuss sind als deutsche Bahnhöfe.

2019-San-Vincenzo

Bild oben:
Zwei weitere Mitarbeiter grübeln im Stationsraum am Hausbahnsteig über dem Gleisbildstellwerk.


Bild rechts:
Nebenan stand die Türe zum Technikraum offen und machte den Blick frei auf die feinst verkabelte Relaistechnik.
Alles noch neueren Datums, alles feinst nach allen Regeln der Kunst sauber mit Steckbaugruppen aufgebaut.

2019-San-Vincenzo

Nur ab und an wird die beschauliche Ruhe unterbrochen, wie hier mit dem flott durchfahrenden IC 505 von Ventimiglia nach Roma Termini. Ganz im Hintergrund der Monte Capanne der mit über 1019 m höchsten Erhebung auf der Ferieninsel Elba.

2019-San-Vincenzo
2019-San-Vincenzo

Der leere Kalkzug mit 16 nagelneuen und leeren Fals-Wagen beim Rangieren, an der Spitze eine G2000.

2019-San-Vincenzo

Der leere Kalkzug auf dem Nebengleis, bereit zum Verschub ins Kalkwerk.

2019-San-Vincenzo

Am Ende des Zuges, bereits in Fahrtrichtung Rosignano stehend, eine Lok der Baureihe E.652

2019-San-Vincenzo

Abgebügelt bleibt die E.652 040 am Zug dran und wird nach dem Richtungswechsel an der Spitze von der G2000 am anderen Ende mit in das Anschlussgleis gedrückt. Last-Mile auf italienisch !

2019-San-Vincenzo

Fast schon untypisch sind die Graffitis an der Lok.
Der gesamte Bahnhof ist nämlich picobello sauber und graffitifrei. Nur beim Elektro-Oldtimer ist man offenbar etwas nachlässiger mit der Graffitientfernung.

Im übrigen sei darauf hingewiesen, dass die Reihe E.652 eine entfernte Verwandte der Schweizer Re 6/6 ist.
Denn die E.652 hat ebenfalls drei Drehgestelle mit der Achsfolge B'B'B', ähnlich der Re 6/6.
Hauptunterschied neben dem in Italien obligaten Gleichspannungsantrieb ist, dass es keinen Einzelachsantrieb gibt , sondern nur einen (grossen) Motor mit ca. 1700 kW Leistung pro Drehgestell.

176 Exemplare der Reihe E.652 wurden in den 1980ern gebaut und werden im Güterverkehr eingesetzt.

2019-San-Vincenzo

Während der Kalkzug mit der "führenden" E.652 gerade im Anschlussgleis verschwindet, läuft der normale Zugbetrieb in Form eines Intercity-Haltes weiter. Hier ein Intercity aus Genua, bespannt mit einer nagelneuen E.402.

2019-San-Vincenzo

Die doppelstöckigen Nahverkehrszüge halten natürlich alle in San Vincenzo.

2019-San-Vincenzo

Die Schwesterbaureihe der E.652, die 150 km/h schnelle Reihe E.656 ist im Personenverkehr noch aktiv und führt einen Intercity, allerdings ist der Stern dieser Baureihe  im Sinken begriffen.

2019-San-Vincenzo

Die moderne Reihe E.464 übernimmt zunehmend die Leistungen der alten E.656

2019-San-Vincenzo

Zum Schluss noch ein Kleinod. Ganz im hintersten Eck der verfallenden Verladeanlage steht eine Kleinlok, bestens in Schuss und graffitifrei.

2019-San-Vincenzo

Noch einmal das Kleinod aus der Nähe ....


++++ 2018-05-21 ++++ Deutsche Bahn Fernverkehr - Immer wieder ein Abenteuer (aktualisiert 25.05.)

Eine Fahrt vom äussersten Süden nach Hamburg und zurück war eine Gelegenheit für eine kleine Bestandsaufnahme bei der Deutschen Bahn wie es aktuell um den Fernverkehr bestellt ist.

Fazit vorweg:
Reisen mit der DB im Fernverkehr ist und bleibt eines der letzten Abenteuer unserer Zeit.
Aber die DB hat es auch dieses Mal gerade wieder so hinbekommen. Unvorbereitet und mit schwachen Nerven sollte man sich dennoch nicht in dieses Abenteuer stürzen. Ausreichende Getränkevorräte, Strecken- und Betriebskenntnis, grosszügig bemessene Umsteigezeiten sowie ein leidensfähiges Gemüt sind weiterhin vorteilhafte Voraussetzungen.

Hinfahrt:

Der Regionalexpress (RE) als Zubringer über den Schwarzwald war ziemlich abgewarzt und hätte dringend eine Grundreinigung nötig gehabt. Morgens um 5:30 Uhr in Kaffeeflecken am Tischchen, auf einen schmutzigen, verkrümelten Boden oder flächig abgefingerte Glastüren zu schauen ist ein schlechter Start in den Tag - die McKinseys bei DB Regio haben mit den "optimierten Serviceintervallen" die Einsparschraube klar überdreht.

Umsteigen in Baden- Baden. Das Bahnhofs- WC liess sich auch durch Einwerfen passender Münzen und gutes Zureden nicht zur Öffnung bewegen. Ein dringendes Bedürfnis sollte man in der noblen Kurstadt am Bahnhof besser nicht haben.
Immerhin war der aus Zürich kommende ICE pünktlich, aber er hatte  - wir kennen es schon von früher - im Gepäck eine umgekehrte Wagenreihung.

Übrigens: die letzten fünf von uns benutzten Fernzüge hatten alle eine umgekehrte Wagenreihung. Vielleicht sollte dieDB die Pläne auf dem Papier umstellen, dann wären wieder alle "richtig" herum....

Kaffee gab es im Bistro bis Kassel keinen, da wieder dort irgendetwas an der Technik streikte.

Und die gleich nach Fahrtantritt an der Rastatt- Baustelle hereingebummelten 10 Minuten Verspätung liessen Schlimmstes befürchten. Aber - Chapeau - diese waren in Hamburg bis auf drei Minuten herausgefahren - na also, geht doch.

Dass der mit umgekehrter Wagenreihung verkehrende Zug bereits am Hauptbahnhof in Hamburg endete und nicht bis zum Ziel in Altona weiterfuhr, zeigt wie knapp es im Fuhrpark der ICE1, speziell der Schweiztauglichen Garnituren, zugeht.

2019-Hamburg

IC statt ICE auf dem Heimweg -  im Zug wurde es in der Ansage dann so begründet, dass ICE4 - Garnituren fehlen.
Ja das stimmt, aber dann müsste die Bahn oder die Politik oder beide zusammen diese eben in ausreichender Zahl bestellen, statt auf das letzte Aufgebot aus den 1970ern zurückgreifen.

2019-Hamburg

Hamburg Hbf:  ICE- Ersatzzug auf der Rückreise mit Baureihe 101 und den guten, aber alten IC- Wagen im Schlepp. Speisewagen (oder neudeutsch Bistro) gibt es in den Reservegarnituren natürlich keine.

Rückfahrt:

Bereits am Vorabend war bei der Auskunft der Deutschen Bahn der um 9:24 Uhr abgehende ICE 575 gestrichen und durch einen IC 2575 in gleicher Fahrplanlage wie der ICE ersetzt worden. Gleiche Fahrplanlage für den IC - geht das ?

Einen früheren Zug nehmen - noch früher am Sonntagmorgen aufstehen und dann ohne Reservierung ?  Wir fügten uns in unser Schicksal und so fuhr ein alter IC- Wagenpark angeführt von einer Baureihe 101 ein. Die Platzreservierung war im Ersatzzug aufgehoben, aber erfreut konnten wir in einem Avmz 207 Platz nehmen.
Der Kenner weiss, dass es sich dabei um einen sogenannten Eurofima - Wagen handelt.

Nicht mehr ganz taufrisch und mit seinen echten Abteilen und pinkfarbenen Sitzen mittlerweile etwas aus der Zeit gefallen, aber solide Wertarbeit, laufruhig und einigermassen gut in Schuss, wenn man von den nicht funktionierenden Steckdosen einmal absah.
Und wieder ein grosses Lob an das Fahrpersonal das es an diesem Sonntagmorgen richtig rollen liess und es tatsächlich schaffte mit dem (alten) IC auf dem ICE- Plan mit nur +3 in Frankfurt anzukommen.
Dann in Frankfurt beim Kopfmachen Probleme mit der Steuerleitung und schon wieder waren +15 auf der Uhr. Diese hielten sich dann bis Stuttgart. Mit dem dort geplanten Boxenstopp von 35 Minuten war das aber kein Problem. 
Der kluge Fernreisende baut bei der DB im Fernverkehr grosszügige Puffer beim Umsteigen ein - eigentlich ein Armutszeugnis dies tun zu müssen.

Im Stuttgarter Hauptbahnhof, nach Bewunderung der milliardenteuren Baugrube von S21, erfolgte der Umstieg in den neuen IC (böse Zungen sprechen von einem "Teppich- RE") nach Singen.  "Teppich- RE" deswegen, weil es sich um einen leicht aufgehübschten Standard- Regionalexpress- Doppelstöcker von Bombardier handelt, welcher bei der Kundschaft als IC vermarktet wird.

Und gleich schon wieder +11 Abfahrtverzögerung wegen einer Türstörung.
Die nagelneue Baureihe 146 gab dann alles und bis Horb waren es noch +8. Was aber nichts nutzte, denn die ab jetzt eingleisige Strecke durchs romantische Neckartal bremste mit den allfälligen Zugkreuzungen den hereingefahrenen Vorsprung schnell wieder weg.
In Singen haben wir, wenig überraschend, den geplanten Anschluss verpasst.
Aber mit dem nur wenige Minuten später eintreffenden RE konnten wir im Schlussspurt noch Boden gut machen. Am Ende hatten wir 13 Minuten Verspätung am Zielort. Nach den Aufregern des Tages ein versöhnlicher Abschluss.

Wie sagte ein Mitreisender heute im (kommunikativen) Abteilwagen: die DB ist eine Wundertüte - man weiss nie was man bekommt.

2019-Hamburg
2019-Hamburg

Stuttgart Hbf : So neu und doch störanfällig - der neue "Teppich - RE" als IC zwischen Stuttgart und Singen. Geschoben von einer Baureihe 146.

2019-Hamburg

Bild links: Eine Kuriosität am Rande in Singen - die (internationalen) IC zwischen Zürich und Stuttgart werden derzeit ab Singen nordwärts mit der ÖBB- Reihe 1016 traktioniert. Die Wagen des IC werden übrigens von der SBB gestellt. 
Die Traktion durch die ÖBB- 1016 (Taurus) dient als "Naturalienausgleich" der DB- Leistungen für den ÖBB- Nachtzug in Deutschland.
Etwas versteckt im Bild die Re 4/4 II der SBB Cargo die demnächst einen IC nach Zürich übernehmen wird.


Noch ein letztes Fazit:
Hamburg hat sich für satte 800 Millionen Euro unter diversen Schmerzen und Geburtswehen die Elbphilharmonie geleistet, hat aber nun einen Publikumsmagneten und ein Wahrzeichen allererster Güte.
Stuttgart bekommt für das zehnfache, nämlich derzeit 8 Milliarden Euro (absehbar 10 Milliarden Euro)  einen verbuddelten und absehbar dysfunktionalen Bahnhof mit lediglich 8 Gleisen.....  eine Bahnsteigkante für mehr als eine Milliarde Euro.
Für das Geld nur einer Bahnsteigkante bekäme man eine Elbphilharmonie und als Dreingabe die Wiederherstellung der Doppelgleisigkeit zwischen Horb und Tuttlingen....


++++ 2018-08-12 ++++ Deutsche Bahn - Immer wieder ein Abenteuer

Die traditionelle Urlaubsfahrt des Webmasters mit der Bahn an die Nordsee ist eine wiederkehrende Momentaufnahme wie es um die Deutsche Bahn im Fernverkehr steht.

Fazit: Auch in der heutigen Zeit ist eine Langstreckenfahrt mit der Deutschen Bahn ein Abenteuer, speziell bei mehrmaligem Umsteigen.

Unvorbereitet sollte man sich nicht in dieses Abenteuer hineinstürzen. Ausreichende Getränkevorräte, Strecken- und Betriebskenntnis, grosszügig bemessene Umsteigezeiten sowie ein leidensfähiges Gemüt sind vorteilhafte Voraussetzungen.

Licht und Schatten bei der DB Fernverkehr:

Positiv: Die Bahn hat kein Problem mehr mit den Klimaanlagen. Die Mitarbeiter sind durchgängig freundlich und hilfsbereit. Die strukturellen Probleme der DB im Fernverkehr können Sie aber nicht weglächeln.

Wenn aber vier von vier Fernzügen eine umgekehrte Wagenreihung haben, zeigt dies, dass man beim Rollmaterial Null Reserve und mehr als ein Problem hat.


Urlaubsstimmung in Norddeich Mole
Hier endet der IC aus Köln und es geht per Schiff weiter zu den Inseln Norderney und Juist.

2018-Nordsee

Bereits in Offenburg hatte der in Basel SBB gestartete ICE 12 Minuten Verspätung und eine umgekehrte Wagenreihung im Gepäck. Trotzdem entspannte Stimmung, denn es ist Urlaubsbeginn und wir haben einen Übergang mit satten 41 Minuten in Köln.
Aber bereits eine Weichenstörung vor Frankfurt sorgt mit den mittlerweile aufgelaufenen +35 für erste Rechenübungen und leichte Schweissperlen trotz bestens funktionierender Klimaanlage. Nur gut, dass die nun folgende Neubaustrecke ab Frankfurt/ Flughafen üblicherweise keine weitere Verspätung aufbaut.
Auf Strecken mit Mischbetrieb, und das sind die meisten in Deutschland, ist ein ICE mit mehr als +10 normalerweise "verbrannt" und wird gnadenlos nach hinten durchgereicht. Der erfahrene Bahnfahrer weiss, der IC/ ICE verliert dann seinen Vorrang um nicht weitere Züge fahrplantechnisch in den Abgrund zu reissen.
Köln ist nach einigem Zittern mit +36 erreicht, statt Boxenstopp und Verpflegungspause folgt der Sprint zum anderen Bahnsteig. Dort folgt das beliebte DB- Spiel mit der umgekehrten Wagenreihung, diesmal in der verschärften, nämlich unangekündigten Version. Ein wenig Sport tut jedem gut.

Da auf der Emslandstrecke hinauf in den Norden im Jahre 2018 immer noch unklimatisierte (!), alte, nur umlackierte Interregio-Wagen vom Typ Bimz von anno 1973 in den IC's (Premiumprodukt ?!) mitlaufen, wollten wir das Risiko nicht eingehen und buchten vorsorglich mit kleinem Aufpreis die erste Wagenklasse. Vor zwei Jahren hatten wir bereits das zweifelhafte Vergnügen bei +33°C in einem solchen Wagen 4 1/2 Stunden bis Köln mitzufahren.
Da helfen dann auch die guten alten Umsetzfenster und reichlich Getränkevorräte nicht mehr viel. Wir hörten von Reisenden, dass die Bahn mittlerweile in diesen immer noch existenten Wagen kostenlos Wasserflaschen verteilt...
Immerhin: wir sind minutengenau in Norddeich/Mole angekommen und haben unsere Fähre bekommen.

Auf der Rückfahrt das gleiche Bild: umgekehrte Wagenreihung (kennen wir schon) und leider, leider, so die Durchsage, ein reduziertes gastronomisches Angebot (nämlich keines), dafür aber +12 in Köln.

Dass auch der Anschluss- ICE eine umgekehrte Wagenreihung hatte, ist schon keine Meldung mehr wert.
Über nicht funktionierende Reservierungsanzeigen, vibrierende Abfalleimer die mit eingeklemmten Kartonstücken zur Ruhe gebracht werden und überall sichtbare "optimierte" Reinigungsintervalle regt sich der stoische Bahnfahrer schon gar nicht mehr auf.

 
Hinter Frankfurt dann noch eine Fliegerbombe für die die Bahn nun wirklich nichts konnte und die uns eine Umleitungsfahrt via Darmstadt  mit +40 in Mannheim bescherte.

Da der ICE wegen der Umleitungsfahrt in Mannheim Kopf machen musste, stand er sodann mit richtiger Wagenreihung und fuhr gen Basel weiter.


Mannheim: die Uhr tickt bereits bei +36,  der Übergang in Offenburg ist damit bereits im Minus

2018-Nordsee

Die fahrplanmässige Umsteigezeit von 30 Minuten in Offenburg half dann nicht wirklich, denn der Anschluss war weg und so kamen wir dann dank der Fliegerbombe eine Stunde später zu Hause an.

Früher, als alles besser war, hätte der Anschlusszug (DB Regio) in Offenburg in dieser Tagesrandlage am Samstagabend den ICE abgewartet und die 10 Minuten Übernahmeverspätung in den gut zwei Stunden bis zum Endbahnhof Konstanz locker wieder herausgefahren.
Heute sind das verschiedene Geschäftsbereiche mit eigener Kostenrechnung und "Pünktlichkeitsstatistik". Wieso soll der eine Geschäftsbereich sich für den Anderen krummlegen und sich die eigene Statistik versauen ?
Und kundenfreundliche Entscheidungsspielräume der Eisenbahner vor Ort, die mittlerweile an der kurzen Leine der weit entfernten Betriebsleitzentralen hängen, gibt es auch nicht mehr.


++++ 2018-07-10 ++++   Eisenbahnverkehr in Absurdistan

Wer sich am vergangenen Sonntag den Tatort mit Hauptdarsteller und Obernuschler Till Schweiger angetan hat, musste wieder einmal feststellen, dass es mit dem schauspielerischen und sprachlichen Talent des Mimen nicht so weit her ist. Aber das ist nur eine Facette.

Nicht minder belustigend sind die beiden Eisenbahnszenen. Bei diesen konnte man feststellen dass:

- die Baureihe 103 der Deutschen Bahn nicht verschrottet wurde, sondern entweder in einem Paralleluniversum oder in der Türkei weiterfährt

- die Baureihe 103 mittlerweile abgebügelt ohne Oberleitung fahren kann

- dass die Wagenübergänge des Filmzuges vermutlich aus dramaturgischen Gründen offen sind

- dass die Schnellzugwagen verkürzt sind

Oder wurde da nur die nächstbeste Märklinbahn eines Mitarbeiters ins Bild montiert ?

An dieser Stelle müssen wir passenderweise mit einer kleinen Werbeeinblendung den Bogen zu unserer Spurweite schlagen:

faule Kompromisse wie verkürzte und gestauchte Schnellzugwagen gibt es vielleicht in H0, aber nicht in Spurweite TT.
Und Kurzkupplungen sind seit langer Zeit auch in unserer Spurweite Stand der Technik.

Bilder: ARD-Mediathek

Tatort
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